Siegfried Hansen und der Zen-Rätsel

Siegfried brachte mich dazu:
dass ich meinen Kopf so drehe wie nie zuvor,

unter Autos, 
Tische, 
hinter Vorhänge 
und in jede Ritze gucke,

die Kamera über den Abgrund halte 
und mit erhobenen Händen laufe,

mit meinen Augen alles, 
wirklich alles berühre, 
was in Reichweite ist, 
oder auch nicht.

Zusammengefasst 
dass ich meinen Körper 
immer öfter dreist verlasse 
und als freie, 
mutige Kamera in die weite Welt gehe.

 Was Siegfried angeht, 
vor seinem Objektiv steht die Welt stramm.
Alle Bewegungen erstarren 
zur richtigen Zeit am richtigen Ort. 
Die Rädchen greifen 
mit den Rillen ineinander
und die Seele hält inne.
Was kühl wirkt,
ist in der Tat die Stille.
Durch das Drücken des Auslösers, 
holte er sie hervor,
wo sonst Lärm und Chaos herrscht.

Ein Zen-Puzzle kalibriert für einen kurzen Moment 
den Weg von seinem Kopf 
bis zur Spitze seines Abzugsfingers, 
bis eine Harmonie entsteht.
Alles geschieht ganz still,
ohne Fanfaren, ohne Jubel
greifen alle Teilchen ineinander,
damit sie ein ideales Ganzes bilden,
damit sie unseren Puls beschleunigen,
damit sie Ruhe in unsere Seele bringen.

Dass er Menschen in die Knoten verwandelt, 
ist wieder eine andere Geschichte ...

18.November 2022